2018 begannen sie ihre Ausbildung in der Osbra Einhaus GmbH (ehemals Geiß GmbH). Sie passten als gute Teamplayer nicht nur gut zusammen, sie fanden sich auch rasch im Betrieb ein. Doch eine Hürde ließ sich nicht so rasch überwinden: Die komplizierten Fragestellungen bei den Arbeiten, Zwischen- und Abschlussprüfungen. Auch bei den Prüfungsvorbereitungen wurde den praktisch guten Teilnehmern das Lernen erschwert.
„Es stellten sich viele Prüfungsängste und Existenzängste ein. Die Prüfungsfragen waren auch ausschweifend, so dass es Ihnen schwer gefallen ist, das Wesentliche aus den Text heraus zu lesen“, blickt Franziska Viereckl zurück. Sie begleitete die Teilnehmer während der Ausbildung. Ihr Kollege Markus Andres ergänzt: „Wenn wir den Fachkräftemangel in Deutschland uns ansehen, wäre es doch wünschenswert, dass die Prüfungsfragen für motivierte Auszubildende auch verständlich geschrieben werden.“ Er ist stolz, wie gerade die drei sich unterstützt und immer wieder zusammengerauft haben. Er hat sie während der Ausbildung mit Stütz- und Förderunterricht begleitet.
Vorbildfunktion des Ältesten
Mohammad Khyber Bayat hat dabei als Ältester eine besondere Verantwortung übernommen. Durch ihn wurden seine Azubi-Kollegen motiviert, ihr Bestmöglichstes zu geben und auch zum Unterricht abgeholt. Er ist als verheirateter Familienvater auch in vielen anderen Bereichen schon mit dem deutschen Bildungssystem vertrauter. Bei vielen Fragen konnte er sich an Sozialpädagogin Viereckl wenden. Dies taten auch Yonas Weldegebriel Mihreteab aus Eritrea und der jüngste der Drei, Hamid Asghari. Der junge Afghane war ihrem Kollegen Dirk Haas schon aus seiner Zusammenarbeit mit der Berufseinstiegsbegleitung (BerEb) vertraut.
An der Realschule plus hatten sie durch die Empfehlung der Konrektorin Pusch zusammenarbeitet. Asghari überzeugte Haas durch seine Einstellung: „Er war immer pünktlich, hat gut mitgearbeitet, war höflich und vor allem hat er das Prinzip in Deutschland verstanden, man muss selbst aktiv werden. Er wollte schon immer Geld verdienen, weil er etwas davon nach Hause geschickt hat.“ Haas begleitete ihn auch bei allen Tiefs, die er alleine im Wohnheim lebend, hatte. Vom Ursprung her KFZ-Meister, war er für Hamid Asghari der richtige Ansprechpartner bei seinen Überlegungen zur Berufswahl. Als BerEb konnte er viel aus dem Arbeitsleben berichten und ihm helfen, die richtige Entscheidung zu treffen. So half er auch, die zukunftsweisende Praktikumsstelle zu finden. „Da Hamid ein fleißiger Mensch ist und auch etwas lernen will, wurde ihm eine Ausbildung angeboten. In der Zusammenarbeit mit der Berufsschullehrerin konnte ich dann noch die Unterstützung durch AsA (Anmerkung: Assistierte Ausbildung) anbahnen. Ich war froh, dass Hamid die Unterstützung angenommen hat.“ Die vertrauensvolle Zusammenarbeit an der Schule war hier wegweisend für den jungen, wissbegierigen auf sich allein gestellten jungen Mann.
Wegweisend: gute Zusammenarbeit
„Auch heute noch, wenn wir uns privat sehen, ist er immer happy und er fragt auch immer gleich nach wie es meiner Familie geht“, freut sich Haas. Diese Erfolge motivieren ihn, jedem Jugendlichen helfen zu wollen und für sie da zu sein. Inzwischen kann Haas den Schülern in Meisenheim nicht mehr helfen. Die Berufseinstiegsbegleitung ist als Maßnahme der Agentur für Arbeit Bad Kreuznach ausgelaufen. Dennoch erhält er Infos, wenn Ausbildungsbetriebe Praktikastellen oder Ausbildungsplätze frei haben. So auch der Betrieb der drei jungen Männer. Jörg Bode, verantwortlich für die Ausbildung, sucht für die Osbra Einhaus GmbH in Monzingen und die Muttergesellschaft in Bingen Nachwuchskräfte. In Monzingen wird schon mit Robotern gearbeitet und viele Arbeiten sind daher digitalisiert. In Bingen wird noch mit Hand lackiert. Viereckl hat gute Erfahrungen in der Zusammenarbeit gesammelt und kann den Ausbildungsbetrieb nur empfehlen.