Mit einer Exkursion zu einer Baustelle der Firma Blümling, zur Alutecta in Kirchberg und einer Betriebserkundung im Industrie- und Gewerbegebiet von Kirchberg wurde ein Schultag gestaltet.
Ergänzt wurde dies durch die Auseinandersetzung mit unterschiedlichsten Berufsbildern, ihren Kompetenzen und den Anforderungen der Arbeitswelt. Pandemiebedingt entfielen Gruppenarbeiten, jedoch Präsentationen ihrer Arbeitsergebnisse waren möglich. Gestaltet wurde das Programm durch Mitarbeitende der Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW) gGmbH. Die gemeinnützige Bildungseinrichtung in Simmern unterstützt Schulen bei Praxistagprojekten und Berufsorientierungsangeboten.
Praxisbezug & Berufsorientierung
Spannend war für die Schüler*innen das Interview mit einem Polier an einer Baustelle. Bislang waren sie an Baustellen vorbeigelaufen oder gefahren, hatten sich aber bislang noch nie mit den dort arbeitenden Menschen unterhalten. Von Zuhause brachten sie das Vorurteil mit, dass die Arbeit zu schwer, ohne Perspektiven und zu schlecht bezahlt sei. Ein Klischee, mit dem der Polier überzeugend aufräumen konnte. Für sie waren die vielfältigen Aufgaben und Möglichkeiten, auch zu persönlicher Weiterentwicklung und Aufstieg, überraschend. Allerdings fiel es vielen schwer, sich vorzustellen, mehrere Stunden am Stück und längere Zeit körperlich zu arbeiten. Sie haben das noch nicht erlebt, sind es gar nicht gewohnt. Das zeigte sich auch in den Gesprächen mit den Jugendlichen. Keiner aus der Klasse ist z.B. ehrenamtlich in einem Jugendverband eingebunden oder engagiert sich in einem Verein oder geht einem regelmäßigen Hobby nach. Auch erste Erfahrungen zu sammeln, durch die Mitarbeit in „Haus und Hof“ oder einem Betrieb in ihrem Umfeld, fehlen ihnen.
Die verschiedenen Fragen sollten ihnen einen ersten Einblick in die interessanten und vielfältigen Berufsmöglichkeiten in den jeweiligen Branchen ermöglichen. Doch Fragen zu formulieren und diese zu stellen wie bei einem Interview war für die Jugendlichen eine ungewohnte Aufgabenstellung, die manchen doch recht schwer fiel.
Alutecta – Vorstellung der Arbeitsergebnisse beeindrucken
Neben dem Interview des Poliers, hatten sie auch Fragen für ihren Termin bei Alutecta, Gesellschaft für Aluminiumprodukte mbH, in Kirchberg vorbereitet. Der Geschäftsführer und Inhaber des Unternehmens, Michael Oswald, nahm sich zusammen mit Jana Roth Zeit, um ihnen die Arbeit des Familienbetriebes vorzustellen und Arbeitsabläufe zu zeigen. Im Nachgang zeigte sich, dass die einzelnen Arbeitsschritte mit den bildhaften Beschreibungen Oswalds zu sehen, für die Schüler sehr anschaulich und in Erinnerung blieb. In einer Präsentation stellte er vorab verschiedene Arbeitsergebnisse vor. Dabei blieben die Jugendlichen nicht unbeeindruckt von den Beiträgen zum Bugatti Divo, dem goldenen Dach der Moschee in Grosny oder dem roten Pavillon des Eiffelturms in Paris.
„Diesen Bugatti Divo dürfen wir erst seit einer Woche in unserer Präsentation zeigen“, berichtete Michael Oswald. Und ergänzte: „Das war kein großer, dafür aber ganz toller Auftrag“.
Schule und dann? Ein Praktikum kann helfen …
Die abwechslungsreiche Ausbildung in verschiedenen Berufen machte die Schüler*innen neugierig, sich noch mehr mit den Berufsbildern zu beschäftigen und sich für ein Praktikum bewerben zu wollen. Das familiengeführte Unternehmen bietet mit der Fachkraft für Lagerlogistik, dem*der Verfahrensmechaniker*in für Beschichtungstechnik, dem*der Konstruktionsmechaniker*in, dem*der Oberflächenbeschichter*in und Industriekaufmann*frau viele Ausbildungsmöglichkeiten. Die Jugendlichen waren überrascht, dass diese Vielfalt in einem Hunsrücker Unternehmen zu finden ist – auch, dass „unser erster Azubi mit über 45 Jahren Betriebszugehörigkeit noch immer bei uns arbeitet“, so Oswald. Rund 140 Mitarbeitende sind vornehmlich in Früh- und Spätschicht tätig, nur wenige in der Nachtschicht. Davon sind 8 Azubis. Pro Bereich wird jedes Jahr mindestens einer ausgebildet. „Wir wollen für die Zukunft ausbilden. Unser Ziel ist es, immer jemanden zu übernehmen. Mindestens ein halbes Jahr Übernahme nach der Prüfung ist sicher,“ erklärte Jana Roth. Wichtig ist es, dass die jungen Menschen „Interesse und Wille mitbringen und nicht nur etwas haben zu wollen“, merkte Roth an. In einem Familienunternehmen kennt jeder jeden und die Arbeit ist extrem abwechslungsreich. Allen Jugendlichen gab Oswald auch aus eigener Erfahrung mit auf den Weg: „Ich kann es nur wärmstens ans Herz legen und empfehlen, so viele Praktika zu machen, wie es nur geht. Reinschnuppern geht immer und hilft einem weiter".
Die berufliche Orientierung ist für alle Jugendlichen eine wichtige Vorbereitung, damit der individuelle Übergang von der Schule in den Beruf gut gelingen kann.