3. März 2020: Teamberatung bei koalpha, heute in Chemnitz.
Gerade sind die Planungen für den Buchmesseauftritt in Leipzig abgeschlossen, die Protokollantin setzt den letzten Strich. Da erscheint die Nachricht auf dem Handydisplay von Projektkoordinatorin Ingrid Ficker: Die Buchmesse in Leipzig wird in diesem Jahr nicht stattfinden. Corona. Infektionsschutz. Vermeidung von Menschenmassen. Absage. In den Gesichtern der fünf koalpha-Mitarbeiterinnen steht Enttäuschung, ein bisschen Ärger und vor allem unruhiges Fragen: Was bedeutet das jetzt für die Öffentlichkeitsarbeit der nächsten Wochen?
Ende März 2020 haben wir die Antwort in unserem geteilten Kalender: Die Veranstaltungen nicht nur der nächsten Wochen, auch der nächsten Monate sind abgesagt. Die Messe für Alleinerziehende in Dresden im April: findet nicht statt. Das Sommerfest in Großenhain, das Rotary-Kinderfest in Meißen, der Sächsische Familientag in Coswig im Juni: entfallen. Sogar der Tag der Sachsen im September wird verschoben!
Wie kann koalpha die Öffentlichkeit sensibilisieren und Betroffene erreichen, wenn der Kontakt von Menschen zur Weiterverbreitung eines Virus beiträgt?
Wie soll sich das Team gegenseitig informieren, diskutieren, Material untereinander austauschen, wenn rigorose Kontaktbeschränkungen bestehen?
Welche Möglichkeiten bleiben noch, die Kursleiter*innen und Sozialpädagog*innen bei ihrer Arbeit zu unterstützen, ihre Erfahrungen aufzunehmen und weiterzugeben? Finden überhaupt noch Kurse statt?
Und welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf die eigene Situation? Wird koalpha auch verkürzt arbeiten, weil die Kurzarbeiterregelung aus wirtschaftlichen Gründen durch den Projektträger FAW umgesetzt werden muss?
Koalpha sortiert Altes aus und entdeckt Neues
Die Kolleginnen motivierten sich gegenseitig, sich von diesen Sorgen nicht leiten oder gar hemmen zu lassen. Vielmehr konnte der Teamgeist die Produktivität im Projekt hoch erhalten: „Halten wir uns an das, was möglich ist!“
Zuerst wurde eine Bestandsaufnahme gemacht. Wenn der eine Arbeitsschwerpunkt wegbricht, wird der andere umso intensiver bedient. Und so hat koalpha seine Kontaktdatenbank durchgesehen und aufgeräumt. Alte Kontakte wurden aufgefrischt oder aus der Datenbank genommen. Neue Ideen wurden niedergelegt, um sie verfolgen zu können, sobald das wieder möglich sein wird.
Dann noch einmal einen Blick auf die Projektplanung werfen: Gibt es nicht doch Ziele, die sich vom Schreibtisch aus erreichen ließen? Eine Broschüre soll entstehen, die Politik für das Thema geringe Literalität stärker sensibilisiert werden und Konzepte zur Erschließung neuer Zielgruppen können fortlaufend entwickelt werden. So haben die Kolleginnen der Koordinierungsstelle kleinere und größere Meilensteine des Projekts in Angriff genommen und via E-Mail und Telefon, manchmal sogar im altmodischen Medium Brief ihre Ziele verfolgt.
Netzwerktreffen: Austausch im virtuellen Raum
Aber auf Dauer reichen diese Aufgaben nicht, um eine koalpha-Mitarbeiterin bei Laune zu halten. Also hat das Team der Koordinierungsstelle die wöchentlichen virtuellen Treffen genutzt, um sich gegenseitig in der Nutzung des online Meeting-Room-Tools WebEx zu schulen und mit der neu gewonnenen Expertise die Netzwerkpartner angesprochen.
Als erstes mussten die Dozent*innen in der Alphabetisierungsarbeit die neuen Fertigkeiten der Kolleginnen von koalpha an sich erproben lassen. Mit einem virtuellen Dozentenforum gelang es koalpha, Dozent*innen aus ganz Sachsen miteinander ins Gespräch zu bringen und dabei kam ein produktiver Austausch zustande, der alle Teilnehmenden sehr freute.
Vom Gelingen dieses Formats profitierten als nächstes die Partner aus den Mehrgenerationenhäusern (MGH) in Sachsen. Auch sie wurden zu einem Austausch im virtuellen Raum eingeladen und eine erfreulich hohe Anzahl an Akteuren fand sich ein, um von den veränderten Ansprachewegen für Bürger*innen zu berichten.
Schließlich fanden sogar Netzwerktreffen in regionalen Netzwerken für Alphabetisierung und Grundbildung über WebEx statt. Viele Netzwerkpartner freuten sich, endlich wieder mit den anderen Akteuren in Austausch treten zu können, über neue Entwicklungen in den Einrichtungen zu informieren und stellten auch interessiert Nachfragen, was denn koalpha so mache.
Und nun konnten die Kolleginnen von koalpha viel erzählen:
- Von den spannenden neuen Formaten, an die sie sich herangetraut hatten, also zum Beispiel virtuelle Treffen mit Dozenten oder MGH
- Von den virtuellen Schulungsangeboten für Mitarbeiter*innen der FAW zum Thema geringe Literalität, die auch allen anderen Interessierten nach wie vor offen stehen
- Von einer eVideo-Vorlesung für die Student*innen der Uni Leipzig zum Thema geringe Literalität im Allgemeinen und auch im Hinblick auf Gesundheit
- Von den Online-Seminaren zu digitalen Beteiligungswerkzeugen, an denen sie teilnahmen, um ihre virtuellen Veranstaltungen interaktiver gestalten zu können
- Von der steten Recherche nach Veranstaltungen und Online-Seminaren im Bereich Alphabetisierung, Grundbildung und niedrigschwellige Angebote, damit sie Weiterbildungen und Lernangebote auf der Homepage www.koalpha.de einpflegen können
- Und auch von der Planung neuer Präsenzveranstaltungen.
Denn der gelungenen Adaption aller an die veränderten Arbeitsbedingungen aufgrund des Infektionsschutzes ist es zu verdanken, dass das Virus (vorerst in Sachsen) zurückgedrängt ist und uns im kleineren Rahmen wieder treffen können. Zum Beispiel zu einem LRS (Lese-/Rechtschreibschwäche)-Workshop. Oder zu einem Grundlagen-Seminar mit Peter Hubertus, oder … Ach, schauen Sie doch einfach auf unsere Homepage oder rufen Sie uns an! Wir halten Sie auf dem Laufenden.