Anlässlich seines 25-jährigen Bestehens stellte das BTZ Plauen das Thema Sucht in den Mittelpunkt einer Fachtagung. Denn Drogen-Abhängigkeit hat vehemente Auswirkungen auf das Thema Arbeit und Beruf. Deshalb widmet sich das BTZ dem Thema seit 2016 intensiv. Schwerpunkt: Crystal-Meth
2019 hat das BTZ Plauen sein Konzept für Menschen mit Abhängigkeit von Crystal-Meth geöffnet. Das Suchtmittel ist für die Mehrzahl der stationären Behandlungen wegen illegaler Drogen in Sachsen verantwortlich. „Zugleich gibt es kaum Angebote zur beruflichen Rehabilitation für Betroffene nach einer erfolgreichen medizinischen Behandlung“, unterstrich BTZ-Leiterin Corina Gerling die Bedeutung des Themas.
„Crystal Meth … warum normal, wenn ich auch ein Superheld sein kann?“
Unter diesem Titel erläuterte Erih Novak, Leiter des Bereiches BTZ / TTZ der FAW und zugleich Suchttherapeut, die Komplexität, Herausforderungen und Erfolge der intensiven Arbeit für diese Zielgruppe. 70 % der Teilnehmenden erreichen nach der erfolgreich durchlaufenen 12-wöchigen Clearing-/Abklärungsphase des Suchtkonzeptes im BTZ das berufliche Training, Berufsvorbereitung oder Ausbildung. Die Beobachtungen zeigten, „dass die Teilnehmer*innen von einer suchtspezifischen, intensiven psycho-sozialen Unterstützung mit sukzessiv steigenden Anforderungen profitieren konnten.“ Dies habe den Ausschlag zur Öffnung des Suchtkonzeptes gegeben, das ab 2022 alle Rehabilitand*innen mit stoffgebundenen Abhängigkeitserkrankungen und Doppeldiagnosen als Zielgruppe hat.
Ganz plastisch deutlich wurde die Arbeit im BTZ im Interview von Sozialpädagogin Dana Niedner mit einer Klientin über ihren bisherigen Weg im BTZ.
„Das Selbst in einer neuen, gewandelten Welt“
Jörg Domurath, Psychologischer Psychotherapeut im Bereich Suchtrehabilitation des Sächsischen Krankenhaus für Psychiatrie und Neurologie Rodewisch, berichtete aus seiner langjährigen beruflichen Arbeit in der Suchttherapie. „Der Raum, in dem Verhalten möglich ist, wird durch den Wertewandel sukzessive größer“, so Domurath. Dies könne zu Orientierungsverlusten und unter bestimmten Voraussetzungen in die Sucht führen. „Jugendliche scheinen mehr und mehr verloren im Raum der Möglichkeiten“. Dieser Wertewandel gehe mit Orientierungsproblemen einher. Es brauche Rituale, Grenzen und klare Regeln, um ihnen wieder Sicherheit zu geben.
„Medienabhängigkeit – auf der Suche nach dem K(l)ick“
„Gibt es hier denn eine Notwendigkeit für Rehabilitation?“ Mit dieser provokanten Frage leitete Endrik Böhle, Leiter der Rudolf Virchow RPK Glauchau, seinen lebendigen und praxisnahen Beitrag zum Thema Medienanhängigkeit ein. Sein klares „Ja“ auf die rhetorische Eingangsfrage untermauerte seine Schilderung der massiven gesundheitlichen und sozialen Auswirkungen – und nicht zuletzt auf Ausbildung und Beruf.
Eva Ullmann, Trainerin am Deutschen Institut für Humor, rundete sehr unterhaltsam und mit zahlreichen praktischen Bezügen mit Ihrem Beitrag „Kraftquelle Humor! – Mit Humor zum Wohle der Teilnehmenden beitragen“ die Fachtagung ab.
Wegen des großen Interesses wurde die Präsenz-Veranstaltung auch in zusätzliche Räume im benachbarten Inklusionshotel der FAW, dem Best Western Hotel am Straßberger Tor, übertragen.
Stimmen zur Veranstaltung
„Ein wunderschöner und gelungener Auftakt für den Start in die hoffentlich beständige „neue Normalität“. Wie wichtig der Austausch doch ist! Das war von den Teilnehmern zu hören und schlicht sichtbar: Alle blieben und waren interessiert. In den Diskussionen in den Pausen wurde sichtbar, wie viele Klienten/Patienten sich in den vergangenen Jahren von der Welt abgeschottet hatten und welcher Anstrengungen es bedarf, das Hilfesystem mit neuem Leben zu füllen. Dazu war Ihre Veranstaltung ein gelungener Auftakt! Und der Humor war das Sahnehäubchen der Extraklasse. Alles in allem einfach prima!
Jörg Dumerath, Referent
„Wir sind sehr stolz auf unser erstes von heute 12 BTZ. Unsere BTZ-Leiterin Corina Gerling hat sehr persönlich und mit hoher Überzeugungskraft über die besonderen Bedarfe der Klient*innen gesprochen: Menschen mit psychischen Erkrankungen brauchen ein verlässliches Umfeld und stabile Bezugspersonen, um sich auf eine nachhaltige Integration in den Ausbildungs- oder Arbeitsmarkt vorbereiten zu können. Diese Aufgabe gelingt dem Team im BTZ Plauen, gemeinsam mit Leistungsträger und ihren Netzwerkpartnern, wie es die hohen Erfolgsquoten belegen.“
Sandra Stenger, Geschäftsführerin der FAW
„Wir möchten uns nochmals für die gelungene Veranstaltung bedanken. Es war sehr informativ, auch die Auswahl der Gäste und Vorträge waren hervorragend.“
Berufsbetreuer, Plauen