Liebe Leserinnen und Leser,
nach mehreren anstrengenden, aber erfolgreichen Monaten möchte ich gern über mein Mammut-Projekt für das BSZ e.o.plauen berichten:
Unterstützung ist nötig
Anfang des Jahres begann alles mit einem Gespräch mit Vertretern der Agentur für Arbeit und der Erkenntnis, dass die Berufsschulen und Behörden die Masse an jungen Migrant*innen mit deutlichen Defiziten in der deutschen Sprache kaum noch handhaben können und Unterstützung benötigen.
Junge Migrant*innen, die das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, unterliegen der Schulpflicht wie deutsche Kinder. In einer Vorbereitungsklasse werden sie „aufgefangen“, mit dem Ziel, binnen eines Jahres die deutsche Sprache so zu erlernen, dass sie anschließend in ein BVJ, eine Ausbildung oder ggf. in Arbeit münden können. Maximal 28 Schülerinnen und Schüler (SuS) befinden sich gleichzeitig in einer Klasse und werden i. d. R. von einer Lehrkraft (DAZ/ DAF) betreut. Die Anzahl der SuS schwankt innerhalb eines Schuljahres. Es werden SuS ausgewiesen, andere kommen neu ins Land und in die Klasse. Eine Beständigkeit ist nicht gegeben, ebenso kein einheitlicher Lernstand.
Leistungsdifferenzierter Förderunterricht
Dies war die Ausgangslage und wir haben ein Angebot für „leistungsdifferenzierten Förderunterricht“ abgegeben, welcher dann auch durch eine unserer Kolleginnen umgesetzt wurde. Sie war unterstützend als zusätzliche Kraft in der Klasse eingesetzt und hat eng mit der Klassenlehrerin zusammengearbeitet.
Die Projektlaufzeit ging von März bis Juni und alle waren mit der Umsetzung sehr zufrieden und bedauern das (ggf. vorläufige) Ende. Wir dürfen auf eine Fortsetzung hoffen, wenn es die (Förder-)Mittel erlauben.
Projektwochen
Während der Gespräche zu unserem ersten Angebot war die Idee geboren, Projektwochen mit den Jugendlichen umzusetzen; erste Inhalte wurden vorgestellt und die Konzepterstellung begann. Nach und nach stellte sich heraus, dass die Berufsorientierung Hauptschwerpunkt sein sollte. Aber wie umsetzen, wenn sich das Deutsch-Sprachniveau zwischen A1 und B1 bewegt?
So wurden Ideen gesammelt und in Form gebracht: Impulsvorträge von Fachpersonal/-referent*innen, Betriebsbesichtigungen, praktische Erprobung, Informationsbeschaffung unter dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ und vieles mehr.
Das Grobkonzept gefiel und nun sollte alles sehr schnell gehen: Ausschreibung, Bewerbung sowie konkrete Kooperationspartner finden und fix machen – ein Wettlauf gegen die Zeit.
Aber wir haben es geschafft! Je eine Projektwoche für insgesamt drei Gruppen zu verschiedenen Berufsfeldern konnten wir umsetzen:
Gruppe 1: Farbe/Raum/Technik/Verkehr,
Gruppe 2: Körperpflege/Gesundheit/Soziales und
Gruppe 3: IT/Wirtschaft-Verwaltung/Gastronomie.
Der erste und letzte Tag war für alle Gruppen gleich. Gestartet wurde mit theoretischem Input zum Leben in Deutschland, grundlegendem Verhalten in Ausbildung und Beruf sowie der Informationsgewinnung zu verschiedenen Ausbildungsberufen. Den Abschluss jeder Woche bildete eine Stadtrallye mit wichtigen Stationen (Behörden/ Ämter), aber auch kulturellem Input (bspw. Erich-Ohser-Haus, Vogtland-Theater).
Jede Woche verbrachten wir einen Tag im Colorido e. V., an dem wir uns mit unserer Herkunft sowie kulturellen und kulinarischen Besonderheiten befasst haben sowie mit dem Thema einer gelingenden Integration in Deutschland, bspw. über ein Ehrenamt.
Highlight war das gemeinsame Kochen und Essen, ebenso die künstlerischen Ergebnisse der Jugendlichen zum Arbeitsauftrag „Was verbindest du mit deiner Heimat?“. Hierzu ist eine Ausstellung mit den gesammelten Werken bei Colorido e. V. geplant.
Die Gruppe 1 (Farbe/Raum/Technik/Verkehr) durfte an den anderen Tagen die Stickerei Leonhardt besichtigen, erfuhr allerlei Wissenswertes zu den Berufen Fachlagerist, Fachkraft Lagerlogistik und Spediteur*in sowie zum Beruf Maler*in und Lackierer*in von Andy Puschner (Maler Plauen GmbH) und machte einen Tagesausflug zur Länderbahn (Die Länderbahn GmbH DLB) nach Neumark.
Die SuS der Gruppe 2, die sich für Körperpflege/Gesundheit/Soziales interessierten, verbrachten mit mir einen halben Tag auf der Falck Rettungswache in Plauen. Dabei gab uns Praxisanleiter René Breu mit einer Präsentation Informationen zu den Berufen Rettungssanitäter*in und Notfallsanitäter*in. Wir durften den Aufbau der Wache kennenlernen und einen Rettungswagen mit samt Equipment inspizieren. Am Nachmittag bekamen die SuS einige Impulse zu den Berufen Sozialassistent*in, Erzieher*in und Heilerziehungspfleger*in. An einem weiteren Tag zum Beruf Friseur*in. Mandy Turreck sprach mit den jungen Migrant*innen zu Voraussetzungen und Tätigkeiten in der Hauswirtschaft sowie über das wichtige Thema „Umgang mit Geld“.
Gruppe 3 (IT/Wirtschaft-Verwaltung/Gastronomie) erhielt tiefere Einblicke in Berufe im kaufmännischen Bereich sowie im Bereich IT. In das Thema Gastronomie tauchten die Jugendlichen praktisch ein. So durften die Schüler (es waren nur Jungs 😉) Servietten falten, den Tisch eindecken und dekorieren sowie Desserts zubereiten. Gegessen wurde natürlich auch 😅. Ein weiteres Highlight war der Betriebsbesuch im Einzelhandelsunternehmen „Globus Weischlitz“.
Fazit
Es waren wirklich aufregende Wochen für alle Beteiligten, aber mit Mut, viel persönlichem Engagement und Teamgeist haben wir es gerockt 😎💪!
Vielen Dank an dieser Stelle noch einmal an alle Kolleginnen und Kollegen sowie Kooperationspartner*innen, die mich bei dieser scheinbar unlösbaren Aufgabe unterstützt und sie zu einer Erfolgsgeschichte gemacht haben!
Informationen zum dritten umgesetzten Angebot für das Berufliche Schulzentrum e.o.plauen folgen.