Die Schwerbehindertenvertretungen blicken auf eine 100-jährige Geschichte zurück. Vor diesem Hintergrund hat die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen ein Online-Fachgespräch veranstaltet. Die Teilnehmer*innen einte die gemeinsame Forderung nach verstärkten Aktivitäten für Inklusion. Unter den vier Teilnehmer*innen auf dem virtuellen Podium: Manfred Otto-Albrecht (FAW) für das Projekt Forum Wirtschaft und INKLUSION der BAG abR e.V.
Rund 250 Personen hatten sich angemeldet für die Online-Diskussion, moderiert von Corinna Rüffer, der behindertenpolitischen Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie die betriebliche Inklusion, etwa in regulären Unternehmen außerhalb von Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) verstärkt werden kann, und wie Hindernisse abgebaut werden können, so wie es die UN-Behindertenrechtskonvention verlangt.
Neben Manfred Otto-Albrecht (FAW), Projektleiter von Forum Wirtschaft und INKLUSION (BAG abR e.V.), nahmen Alex Thiele, Aktivist und Beschäftigter in einer WfbM, Ines Walther-Kolb, Mitglied der Schwerbehindertenvertretung Deutsche Post AG, und Peter Sdorra, Richter am Kammergericht Berlin und Haupt-Schwerbehinderten-Vertrauensperson der Berliner Richter*innen, an der Diskussion teil.
Weiter Weg zum inklusiven Arbeitsmarkt
So unterschiedlich die Teilnehmer*innen der digitalen Podiumsdiskussion auch waren, so sehr stimmten sie doch darin überein, dass mehr Menschen den Weg aus den Werkstätten für behinderte Menschen in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung finden müssen. „Das Budget für Arbeit ist dafür tatsächlich ein gutes Förderinstrument, das sowohl an den Bedarfen der Betroffen als auch an den Erfordernissen von Betrieben orientiert ist. Aber es hapert doch sehr an der Umsetzung“, so Manfred Otto-Albrecht vom Forum Wirtschaft und INKLUSION, der „mehr Bewegung“ in dieser Frage forderte.
„Die Veranstaltung hat gezeigt, dass der Weg zu einem wirklich inklusiven Arbeitsmarkt noch sehr weit ist“, so das Fazit von Bündnis 90/Die Grünen. Viele Werkstätten für behinderte Menschen müssten deutlich mehr unternehmen, um ihren Beschäftigten den Schritt auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zu erleichtern. Arbeitgeber*innen, die schwerbehinderte Menschen anstellen wollen, benötigten mehr Unterstützung. Viele Unternehmen müssten aber auch noch dazu ermuntert werden, so die grüne Bundestagsfraktion. Für die Entwicklung eines inklusiven Arbeitsmarktes werde man sich weiter für bessere Rahmenbedingungen für Werkstattbeschäftigte, andere Menschen mit Behinderung und Arbeitgeber*innen einsetzen.
- Veranstaltungsbericht, Inhalt und Programm der Veranstaltung
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Mit dem Forum Wirtschaft und INKLUSION setzt sich die Bundesarbeitsgemeinschaft ambulante berufliche Rehabilitation (BAG abR) e.V. für die betriebliche Inklusion sowie für ein bundesweites Beratungsnetz ein. Es wirbt mit seiner Kampagne „Tschüss Vorurteile. Willkommen Fachkräfte“ für die besonderen Fähigkeiten von Menschen mit Behinderungen. Das Forum Wirtschaft und INKLUSION folgt auf das Projekt von Unternehmens-Netzwerk INKLUSION, das drei Jahre lang über 2.300 Unternehmen zu betrieblicher Inklusion beraten und 2.400 offene Stellen akquiriert hatte. Die Mitglieder der BAG abR e.V. sind wirtschaftsnahe Träger mit umfassender und langjähriger Erfahrung in der ambulanten beruflichen Rehabilitation.