Frau Benstöm, Diplomarbeiten verstauben ja gern im Regal. Spielt Ihre heute noch eine Rolle?
Das übergreifende Feld Personalentwicklung und Führung auf jeden Fall. Es ist sehr gut, dass ich parallel zu meinem Schwerpunkt Reha dieses Thema hier weiterverfolgen kann. Es hilft mir bis heute bei der Führungs- und Teamarbeit.
Sie leiten seit 2017 das Team Ruhr der Servicezentren GuT der FAW, in denen die FAW in NRW ihre Individual-Reha-Angebote bündelt. Wie sind Sie dorthin gekommen?
Als ich mich vor 10 Jahren bei der Akademie Düsseldorf beworben habe, war dort das Thema Reha-Management aktuell. 2013 habe ich die Ausbildung zur Reha-Fachkraft absolviert, wurde Beauftragte für Reha-Management und ein Jahr später Leiterin des Reha-Management Teams.
Die Ausbildung zur Reha-Fachkraft ist eine Qualifizierung, die die FAW gemeinsam mit der Hochschule Georg Simon Ohm in Nürnberg anbietet …
... eine richtig gute Ausbildung! Sie ist sehr praxisbezogen. Man lernt alles, was man als Fall-Managerin braucht, von der Arbeit mit den Rehabilitanden bis zur Zusammenarbeit mit Kostenträgern. Die Ausbildung war schon eine Art Meilenstein für mich und meine Arbeit – bis heute. Auch als Leiterin des Kompetenzzentrums für Menschen mit Traumafolge-Störungen besteht die Hälfte meiner Arbeit ja aus der klassischen Fallarbeit.
Im November können Sie auf ein Jahrzehnt in der FAW zurückblicken. Was hat sich in dieser Zeit verändert?
Unsere Angebote werden immer spezifischer an den Bedarfen unserer Teilnehmenden ausgerichtet. Gerade die Unterstützung im sozialen Bereich nimmt einen wachsenden Stellenwert ein, etwa bei der Wohnungssuche oder zum Thema Schulden oder Hilfsmittel. Oft ist das ja eine wichtige Voraussetzung für die Wirksamkeit unserer ‚klassischen“ Aufgaben wie Berufswegeplanung oder Jobsuche. Dieser ganzheitliche und zugleich individuelle Ansatz wird auch seitens unserer Auftraggeber positiv wahrgenommen.
Zur Differenzierung des Angebotes passt ja auch, dass Sie sich gleichzeitig innerhalb des Reha-Bereiches noch einmal spezialisiert haben.
Seit einigen Jahren legt die FAW einen Fokus auch auf Menschen mit posttraumatischen Belastungsstörungen. Ich bin Ansprechpartnerin für das Thema in den Servicezentren. Die Ursachen der Traumata sind sehr unterschiedlich und reichen von Unfällen über Überfälle bis zu Fluchterfahrungen. Ich schätze es sehr, dass ich auch hier die Möglichkeit habe, mich weiterzuentwickeln.
Wie gehen Sie mit den Belastungen aus der Arbeit, z.B. mit traumatisierten Menschen, um?
Es beschäftigt mich natürlich manchmal sehr, gerade wenn ich mit sehr jungen Menschen zusammenarbeite, die aus dem Berufsleben gerissen wurden. Selten kann alles wieder so werden wie es war. Aber wir können auf jeden Fall immer dazu beitragen, etwas zu verbessern. Wir können also immer helfen. Das hilft, mit der Belastung umzugehen. Und außerdem besprechen wir alles was uns nahe geht professionell im Team.
Man nimmt also nicht zu viele belastende Gedanken mit nach Hause?
Nein. Dass das nicht passiert, lernt man auch in unserem Beruf. Und ich finde in der Freizeit gute Entspannung.
Haben Sie da eine Empfehlung?
Er heißt Malik. Ein Vollblut-Araber. Ich „teile“ ihn mir mit meiner Schwester. Das ist der perfekte Ausgleich zum Arbeitsleben.
Vielen Dank, Frau Benstöm, für das Gespräch!