So erlebt jetzt bei der Fachtagung „Digitale Unterstützung der beruflichen Eingliederung gehörloser Menschen“ vom 14. bis 15. Juni 2022 im Tagungskloster Frauenberg in Fulda, bei der sich Mitarbeitende zweier vom BMAS geförderten Projekte zum Netzwerk- und Expertenforum trafen, um sich über aktuelle Forschungs- und Entwicklungsergebnisse auszutauschen. Auf deren Basis werden in den nächsten drei Jahren neue Produkte und Dienstleistungen für die berufliche Eingliederung gehörloser Menschen entwickelt, mit dem Ziel, die Schreib- und Lesekompetenz, die Kommunikation am Arbeitsplatz und die Zusammenarbeit mit hörenden Kolleginnen und Kollegen zu verbessern. Für das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) nahm Svenja Dertmann teil, die sich über Ergebnisse und Vorhaben der Projekte informierte.
Betriebliche Realität der Inklusion
Um die Bedürfnisse von Unternehmen besser zu berücksichtigen, waren unter anderem Thomas Heinemann von Airbus und Iris Meuer von H&M eingeladen. Beide lieferten einen detaillierten Einblick in die betriebliche Realität der Inklusion gehörloser Menschen – wo diese bereits gelingt, aber auch, welche Anstrengungen auf Seiten der Unternehmen dafür erforderlich sind.
Spannender Einblick in innovative Projekte
Hochinteressant der Beitrag von Ralph Raule, Geschäftsführer der yomma GmbH: Er berichtete von einem Projekt, das einen Avatar-basierten Sprachassistenten zur automatisierten Gebärdenübersetzung entwickelt.
Besonders lebhaft diskutiert wurde der Vortrag von Mark Hollering von der Digitalagentur MRM in Frankfurt. Sein Unternehmen widmet sich dem Problem, dass Sprachassistenten wie zum Beispiel ALEXA keine Gebärdensprache verstehen und insofern gehörlosen Menschen nicht zur Verfügung stehen. Höllering berichtete von der Entwicklung einer Schnittstelle, welche die Kommunikation über Gebärdensprache ermöglichen soll. Im ersten Schritt soll zum Beispiel ALEXA mittels einer Kamera Gebärdensprache sehen, verstehen und in Schriftsprache antworten.
Entwicklungen der Gebärdenschrift
Britta Illmer (Malt|Harms GmbH) und Uta Meißner (Open Mind Software GmbH) schließlich stellten die bisherigen und zukünftigen Entwicklungen einer modernisierten Gebärdenschriftsprache und des Fachgebärdenlexikons sign2MINT bzw. in der Weiterentwicklung sign4ALL vor. Auf dieser Basis wird das neue Projekt Fortbildungen und Coachings entwickeln, die gehörlosen Menschen einen besseren Lernerfolg beim Erlernen der Schrift- und Lautsprache ermöglichen und so eine bessere berufliche Teilhabe und Kommunikation sichern.
Dr. Hans-Günter Ritz, spiritus rector und Leiter der Projekte, skizzierte am Rand der Tagung den Kern der Vorhaben:
„Unsere Projekte basieren auf der Nutzung der Gebärdenschrift für die Entwicklung digitaler Unterstützung der beruflichen Teilhabe gehörloser Menschen. Sie wird sowohl bei unserem effizienten Lautschriftunterricht für gehörlose Menschen als auch bei der Gebärdensuche in unserem Fachgebärdenlexikon Sign2MINT erfolgreich eingesetzt.“
Ausblicke
Für den Projektpartner Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW) gGmbH zog Projektleiter Manfred Otto-Albrecht ein überaus positives Fazit:
„Der intensive Austausch zwischen Projekten, Fachleuten, Wissenschaftlern und Unternehmen und die konsequente Beteiligung der GehörlosenCommunity hat uns wichtige Impulse für unsere Arbeit geliefert. Wir haben viele Anregungen erhalten für die Weiterentwicklung unserer Fortbildungen für gehörlose Menschen und für die Stärkung ihrer beruflichen Teilhabe. Davon werden auch die Unternehmen profitieren.“
Für Iris Meuer von H&M hat sich die Teilnahme an der Fachtagung jedenfalls schon gelohnt: „Die tollen Beiträge bei der Tagung waren für uns sehr inspirierend“, so ihr ganz persönliches Resumee.